Donnerstag, 8. Januar 2015

Thrill - aber wie, zur Hölle?

Vielleicht sollte ich diesen Blog umbenennen. Nicht mehr "Aus dem Leben einer Geschichtenerzählerin", sondern "Der Kampf darum, eine Geschichtenerzählerin zu werden". Ich habe gedacht, nachdem ich zehn Jahre lang die handwerklichen Aspekte gelernt und geübt habe, wäre ich langsam so weit. Immerhin kann ich jetzt die Grundlagen von Beschreibung, Charakterentwurf, Dialog, drei oder vier Plotmodelle und auch ein bisschen was über Liebesromane. Ich kann sogar Exposés schreiben und sie machen mir Spaß, und das mögen angeblich die wenigsten meiner Kollegen.

Pustekuchen. Seit zwei Monaten stehe ich da und versuche zu lernen, wie zur Hölle Thriller funktionieren. Nicht, dass ich gleich einen schreiben möchte, aber nachdem bisher bei jedem Roman von einigen Lesern angemerkt wurde, dass der Stil zwar klasse sei, aber insgesamt zu wenig passiert ... Das bezieht sich garantiert nicht nur auf einen Mangel an Erotikszenen. Wenn ich meine bisherigen Veröffentlichungen selbstkritisch prüfe, finde ich dort Einiges, wo mehr Konflikt, härtere Konflikte und mehr äußere Gefahren hineingekonnt hätten.

Meine Sensei hat mir vor fast einem Jahrzehnt beigebracht, dass "spannend schreiben" sich auf den Stil und nicht auf den Inhalt beziehen soll. In vieler Hinsicht hat sie recht und ich habe von ihr viele, viele Details gelernt, denen ich es heute verdanke, dass sich meine Romane halbwegs flüssig lesen.

Vielleicht habe ich jetzt den Punkt erreicht, an dem ich diese Empfehlung wieder relativieren muss. Seit zwei Monaten denke ich darüber nach, wie man "spannend" schreibt, indem man spannende Inhalte generiert. Ich habe Kolleginnen dazu gefragt. Wir haben uns über Hass, Antagonisten, Gefahren ausgetauscht. Ich habe Bücher und noch mehr Bücher dazu gekauft, arbeite mich hindurch und habe nebenbei ein hochspannendes Sachbuch über Psychopathen gelesen. Ich habe meine Lieblingsbücher darauf abgeklopft, wie die neu gelernten Merkmale dort angewendet werden. An Weihnachten habe ich meiner Mutter erzählt, dass ich Angst davor habe, nie zu lernen, wie sich das alles zusammenfügt." Sie grinste breit und sagte "Stimmt, vielleicht schaffst du das wirklich nicht."

Es hilft mir immer, wenn sie mich zum Lachen bringt.

Jeder, der glaubt, Schreiben sei in erster Linie Inspiration und Genie, irrt. Es ist ein Handwerk, in dem ich eines Tages zur Meisterin aufsteigen will. Aber irgendwie ... Je mehr ich lerne, desto weniger kann ich.

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