Freitag, 16. Januar 2015

Leserinterview mit Laura Loup-Garou

Zum Leben einer Geschichtenerzählerin gehört auch die Suche nach dem, was den Lesern gefällt, denn schließlich schreiben wir für sie und nicht für den Feuilleton oder sonstwas. Deswegen habe ich mir überlegt, von Zeit zu Zeit einige Bücherfans dazu zu befragen, was ihnen an Büchern besonders gefällt und was für Tipps sie angehenden Autoren geben können. Als Erste habe ich Laura Loup-Garou interviewt, die ich bei Facebook in einer Büchergruppe kennengelernt habe. Ich fand ihre Antworten sehr interessant! Hoffentlich geht es euch ähnlich.


Liebe Laura, du bist bei Facebook Moderatorin der Gruppe "Buchsüchtige 2.0 ". Wie kam es dazu?

Ich hab damals schon die Gruppe "Der Club der Buchsüchtigen" mitbegründet und das, weil ich es liebe zu lesen, leider gab es Spannungen mit der Gruppeninhaberin, da diese sich nicht um die Gruppe gekümmert hat. Deswegen stand dann auf einmal die Gruppe hinter mir und wir gründeten die neue Gruppe in der wir uns auch alle sehr wohl fühlen.

Also könnte man sagen, dass du dich schon seit einigen Jahren als Buchsüchtige bezeichnest? Erinnerst du dich noch an dein erstes Leseerlebnis?

Ja, das auf jeden Fall, ich liebe Bücher. Den Geruch neuer Bücher nach dem Auspacken und auch das Gefühl der Seiten beim darin Blättern.

Mein erstes Leseerlebnis ... oje, das ist schon recht lange her, aber da fällt mir ein Spiel zu ein, welches ich als Kind immer gespielt habe: Ich habe als Kind und Jugendliche ziemlich oft in Sachbüchern gelesen und das wesentlich öfter als in Romanen. Also habe ich versucht, soviel zu lernen, natürlich nur, was mich auch interessierte, und habe mir deswegen täglich um die gleiche Zeit mein Lexikon genommen, es beliebig aufgeschlagen und alles aufmerksam gelesen. Wenn ich dann die Seite wieder erwischt hatte, habe ich immer versucht, das Gelesene wieder in Erinnerung zu rufen. So richtig hat meine Buchsucht jedoch mit Twilight begonnen.
In meinem Blog möchte ich jungen Autoren Tipps dafür geben, wie man Bücher so schreibt, dass sie den Lesern möglichst gut gefallen. Deswegen werde ich dir gleich einige Fragen dazu stellen, wie wichtig für dich als Leserin bestimmte Dinge sind. Zunächst aber: Was sind deiner Meinung nach die zwei bis drei wichtigsten Merkmale eines Buches, das dein Herz erobert?
Die Protagonisten dürfen nicht nervig sein, sondern sollten stark sein. Dann sollte es (meine Meinung) möglichst in London oder generell UK spielen, weil ich persönlich liebe die Insel und das Dritte wäre auf jeden Fall ein ansprechender Schreibstil, bei dem man nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Das ist interessant. Meinst du, das das hauptsächlich an deiner Liebe zu England liegt, oder eher daran, dass man sich beim Lesen einfach gern in andere Länder träumt?

Also, ich habe es erlebt das ich mich auch, wenn es in einem anderen Land spielt, gut hineinlesen kann. Aber meine Liebe zu England macht doch schon sehr viel aus, da ich des öfteren auch direkt schaue, wo das Buch spielt und ein Buch das z. B. in England spielt, eher ansprechend finde.


Hast du ein Lieblingsgenre? Wenn ja, was fasziniert dich gerade daran?

Am liebsten lese ich Romantical Fantasy, weil es einfach alles vereint was ich mag. Fantasy, Liebe und eine Prise Erotik. Aber ich leg mich nicht wirklich fest, da ich auch Klassiker, Liebesromane, Thriller (eher selten), oder was aus einem anderen Fantasy Untergenre lese. Ganz neu habe ich auch das Erotik-Genre für mich entdeckt.
Das, was ich faszinierend finde, sind meistens Dinge, die mich generell ansprechen. Die Geschichte. Das Cover. Manchmal auch der Autor oder die Autorin (je nachdem wie gern ich sie schon gelesen habe).
Das ist ja schon eine ziemliche Menge :). Erinnerst du dich spontan, wie du auf deine letzten drei Buchkäufe aufmerksam geworden bist?

Es sind Mängel Exemplare gewesen und ich liebe Stöberkisten, daher war meine Neugier geweckt und beim Wühlen in der Kiste haben mich direkt zwei Bücher angesprochen, die ich mir auch gleich mitgenommen habe. Der davor war eine Nice-Price-Sichtung bei der Mayerschen. Ich habe den Teil 3 der Reihe gesucht und da war er, also musste er mit.

Also nutzt du als Vielleserin gern Schnäppchen :). Machst du auch von Preisaktionen für E-Books Gebraucht, die heutzutage ja ziemlich verbreitet sind? Und hast du schon mal darüber nachgedacht, Kindle Unlimited zu nutzen?


E-Books lese ich eigentlich eher selten, vor allem da mein Kindle spinnt. Aber ja, als Vielleser nutze ich sehr gern Angebote.
Normalerweise sind Bücher in der Vergangenheit geschrieben, in der dritten Person (Er-Perspektive). Wenn ein Buch davon abweicht, also in der Ich-Perspektive oder im Präsens geschrieben ist, fällt dir das beim Lesen auf oder stört es dich?

Ich mag es lieber, ein Buch zu lesen, das in der Ich-Perspektive geschrieben ist, da ich mich da leichter reinlesen kann. Zum Teil finde ich die Vergangenheits-Schreibweise auch recht anstrengend geschrieben. Aber auch die Ich-Perspektive kann anstrengend sein, wenn z. B. zu oft ich geschrieben steht.
Ein Beispiel: Ich sah ihn. Ich dachte mir... also wenn in einem Absatz zu oft der Satz mit Ich beginnt.
Fangfrage: Du hast die Wahl zwischen einem Buch mit klasse Schreibstil und langweiliger Geschichte und einem mit hochspannender Geschichte, aber ziemlich schlechtem Erzählstil. Welches nimmst du?

Also die Frage ist gemein. Aber okay, ich versuch es mal zu erklären: ich würde das Buch mit dem leichteren Schreibstil nehmen, da ich bei einem zu schlechten Schreibstil eher Kopfweh bekomme. Bei mir gilt die Regel: Je mehr mein Kopf nach dem Lesen schmerzt, desto schlechter der Erzähl-Stil.

Ja, die ist gemein :). Aber stell dir einen jungen Autoren vor, der vor der Wahl steht, seine Zeit in das Lernen von Plotplanung oder von Schreibstil zu investieren. Für den könnte es wichtig sein, was bei Lesern auf der Poleposition steht ;).
Und um diesen jungen Autor oder die junge Autorin soll es auch in der letzten Frage gehen. Stell dir vor, du hast jemanden vor dir, der das Zeug hat, in ein paar Jahren zu deinen absoluten Lieblingen zu gehören. Verrate ihm doch bitte zwei, drei Dinge, die er dafür tun sollte - und zwei, drei Dinge, die er besser unterlässt ;).



2 Dinge, die der Autor tun sollte: Schreib niemals ein Buch, das einem gehypeten Buch gleicht, denn dann hast du im schlechtesten Fall direkt ein paar Hater. + Schreibe immer das, was dir Spaß macht, denn nur dann wird es gut.
2 Dinge die der Autor lassen sollte: Niemals auf Meinungsumfragen hören, die Meinung an sich kann sich sehr schnell ändern. + Niemals des Geldes wegen schreiben, das macht direkt den Ruf kaputt.

Liebe Laura, ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast . Für mich war es sehr spannend und ich hoffe, dass es das auch für andere sein wird. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und ein schönes Wochenende!

***

Zusammenfassend lese ich daraus: Autoren sollten sich darum bemühen, einen eigenen Stil und eine spannende, abwechslungsreiche Sprache zu entwickeln. Man sollte sich nicht verkaufen, um anderen zu gefallen, sondern das herausfinden, was ihnen wirklich liegt.
Laura mag Bücher lieber in Papierform, es wäre also als Jungautor klug, sich nicht allein auf den E-Book-Markt zu konzentrieren, weil es sicher viele wie sie gibt. Schnäppchen und Preisaktionen sind aber wohl etwas, mit dem man Vielleser durchaus locken kann. Es schadet nichts, wenn Bücher dazu einladen, sich davonzuträumen ...

Montag, 12. Januar 2015

Gespräche mit Jennifer Laurette

Ich habe eine Freundin, die Literatin ist. Oder es eines Tages werden wird. Sie liest Bücher, bei denen Dinge wie Plotpoints, Handlungsdiagramme oder Happy Ends marginal sind, bei denen es um andere Dinge geht. Dinge, die ich beim Lesen mitunter liebe und die mich so tief berühren, dass ich nach einem Buch erst mal drei bis fünf Monate genug von solchen Büchern habe. Diese Freundin heißt Jennifer Laurette, allein der Name ist schon Musik. Und sie schreibt ... berückend. Wenn sie es tut. Denn sie lässt ihre Texte sehr lange in sich reifen.

Jennifer Laurette ist jünger als ich. Ich beneide sie darum, wenn ich ehrlich bin. Das Silberspray in den langen, dunklen Haaren, ihr wisst schon. Jung sein ist cool. Jetzt gerade ist sie unterwegs im Ausland und lässt sich treiben, lernt, beobachtet, lebt und sammelt Impulse. Eines Tages werden daraus großartige Geschichten werden. Ich glaube fest an sie.

Jennifer Laurette beneidet mich auch ein bisschen, glaube ich. Darum, dass ich bereits Bücher veröffentlicht habe. Darum, dass ich bei unseren Schreibtreffs immer so selbstgerecht über den Buchmarkt und seine Anforderungen und guten Stil und Stufendiagramme und so schwadroniere. Na ja, wahrscheinlich beneidet sie mich darum nicht wirklich, ich würde andere darum auch nicht beneiden. Aber ich stelle mir gern vor, dass der Neid nicht nur in eine Richtung geht. Denn Jennifer Laurette hat etwas, woran es mir fehlt. Oder zumindest etwas, worauf ich in letzter Zeit meinen Schreibfokus nicht so stark gesetzt habe, weil ich andere Dinge gelernt habe: Tiefe und Vielschichtigkeit.

Sie mochte mein erstes Buch. Nicht, weil es darin um Erotik ging, nackte Haut, Peitschen oder sonstwas, und auch nicht so ganz, weil es ein Entwicklungsroman war. Sie hat etwas darin gesehen, was mir selbst gar nicht so bewusst gewesen war. Die tieferen Ebenen. Die Tatsache, dass es ein Roman über Masken war und darüber, dass die größte Maske das ist, was wir für unser wahres Ich halten. Diese ganzen Nuancen und Schichten, die ich in vielen Überarbeitungsdurchgängen hineingewoben hatte, ohne es wirklich zu merken, und als sie mich darauf hinwies, war ich bass erstaunt. Denn das waren Überlegungen gewesen, die ich mir ganz am Anfang gemacht hatte, lange bevor ich mich wirklich mit Fragen des Plottings und der Erzählperspektive und Körperteilen auf Körperöffnungen auseinandergesetzt hatte.

Jennifer Laurette ist der Stachel in meinem Fleisch. Ihre bloße Existenz erinnert mich daran, dass es beim Schreiben nie wirklich nur um Plotlines, Happy-Ends, Charakterentwürfe, Spannungsbögen und unerwartete Wendungen gehen wird. Auch nicht nur um nackte Haut, Liebe, Sehnsucht, Verlangen und die Erlösung nach den Hindernissen, die erst ganz am Ende kommen soll. Schreiben ist mehr. "Tauch ab", sagte Jennifer Laurette bei unserem letzten Treffen. "Der erste Satz ist gut. Der letzte auch. Aber das dazwischen ... Das hat keine Tiefe, das hat nichts mehr mit dem zu tun, worum es geht." Sie machte eine Handbewegung und sah mich an. "Verstehst du mich?"

"Nicht wirklich", gab ich zu und lauschte konzentriert. "Aber ich möchte es."

Und sie versuchte es. Ich hörte zu. Wieder zu Hause holte ich mein nächstes Buch raus, das im Februar erscheint, und las meine Korrekturfahne es unter diesem Aspekt noch mal. Ich bekam Gänsehaut. Ja, das Buch hat SM-Szenen, die hart sind und sich im Lauf des Romans steigern, er hat Liebe, Weiterentwicklung und ein Happy End. Aber zwischen den Zeilen ... Da habe ich den Tod gespürt. Die Verzweiflung, wenn man das Gefühl hat, dass nur eine dünne Schicht zwischen einem selbst und der Wirklichkeit bleibt, und die Wirklichkeit ist eiskalt. Voll Wahnsinn. Deswegen schmeißt man sich in die Arme eines anderen Menschen, um beim Pochen seines Pulses ...

Oder bilde ich mir das nur ein? Der Tod war tatsächlich die erste Frage, die ich mir beim Plotten gestellt habe. Bzw. die Frage, warum Menschen Sex haben. Liebe reicht mir als Grund nicht, das kommt in der Literatur zu oft vor. Ich glaube, dass man manchmal auch einfach Sex hat, um den Tod zu besiegen. Für ganz, ganz kurze Zeit jedenfalls. Und manchmal tanzt man, um ihn zu besiegen.

Ob irgendjemand das in meinem Buch finden wird? Oder ist es ein reines Wichsbuch und die Leute werden bei ihren Eindrücken danach gehen, ob es diese Funktion erfüllt?

"Das Cover ist schön, aber dein Buch passt überhaupt nicht dazu", sagte Jennifer Laurette zu meinem ersten Buch. Und statt dass ich mich wirklich auf das Erlernen der Gesetze der Genreliteratur konzentrieren kann, bleiben Jennifers große, dunkle Augen als Stachel in mir zurück und fragen mich immer wieder, was ich tue. Warum. Und wo die Tiefe ist.

Ich sehne mich nach den Büchern, die sie eines Tages schreiben wird. Aber gleichzeitig habe ich Angst davor.

Freitag, 9. Januar 2015

Thrill ... Etwa so?

Gestern noch schreibe ich darüber, wie ich versuche, die Merkmale eines Thrillers zu lernen, um meinen eigenen Texten mehr Spannungselemente zu verleihen. Heute stolpere ich ganz zufällig durch einen Facebook-Post eines Freundes über diesen Artikel. Da es sich hier um einen privaten Blog handelt und ich mir bei so was nie sicher bin, wie seriös solche Inhalte sind, bin ich dem Link auf die Seite des Spiegels gefolgt, aber auch dort finde ich den zitierten Absatz. So sieht er aus:

"Die mutmaßlichen Attentäter haben auf der Flucht offenbar einen schweren Fehler gemacht und die Sicherheitskräfte so auf ihre Spur gebracht. Wie die Zeitschrift "Le Point" und die Zeitung "Le Monde" schreiben, vergaß einer der beiden seinen Personalausweis im Fluchtwagen, als die Verdächtigen am Rande der Hauptstadt das Auto wechselten." (Hervorhebungen im Original)

Man findet auf dieser Seite zwei Bilder, offenbar Fahndungsfotos, die relativ unsympathisch aussehen. Aha, so sehen also ideologische Verbrecher aus. Sie waren offenbar Islam-Sympathisanten, wollten wohl auch mal nach Syrien. Inzwischen hatten sie wohl dem Anschein nach ein eher ruhiges Leben gelebt. Allerdings:


Seitdem muss Chérif Kouachi wohl zum Dschihad zurückgefunden haben. Denn auffällig bei dem Anschlag am Mittwoch war die Brutalität, mit der die Attentäter vorgingen. Die ruhige Art, Zielstrebigkeit und Effizienz der Angreifer weise darauf hin, dass sie ein gründliches Training militärischer Art absolviert haben könnten, sagt die Polizei.

Und mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter.

Vor wenigen Tagen noch habe ich im Thrillerbuch gelesen, dass gute Thriller immer aktuelle Strömungen aufzeigen Missstände bloßstellen. Und jeder Krimiautor weiß, wie man falsche Fährten legt. Ich habe schon als zehnjähriges Mädchen gelernt, wie leicht es geht, falsche "Indizien" auf einem Tatort zurückzulassen, um Unschuldige in den Verdacht zu rücken. Jetzt mal ganz ehrlich: Jemand, der eiskalt und abgebrüht genug ist, zu tun, was bei Charlie Hebdo getan wurde - ist der nicht auch eiskalt genug, um den Perso eines willkommenen Verdächtigen auf einem Autositz zu platzieren? Jemandem, der wunderbar ins Profil passen würde?

Aber wäre der nicht auch, bei so einer sorgfältigen Planung, klug genug, seinen eigenen Perso gar nicht erst mit zum Einsatz mitzunehmen?

In einem Thriller wäre es definitiv so. Natürlich ist das Leben noch mal anders, viel komplizierter und manchmal viel einfacher. Aber es passt für mich logisch einfach nicht zusammen. Nach Ockhams Rasiermesser ist die richtige Lösung meist die, die sich am einfachsten herleiten lässt. Und für mich passt das einfach nicht zusammen. Die Sorgfalt, Kälte und Abgebrühtheit, mit der der Anschlag geplant wurde, und dieser Personalausweis.

Wenn dies ein Thriller wäre ... Natürlich wäre der Mann, dessen Perso gefunden wurde, dann nicht der Täter. Aber wer wäre es dann? Wer hätte den Perso gelegt, um den Verdacht auf ihn zu lenken? Ein anderer radikaler Islamist, der den islamischen Hintergrund des Attentats deutlich machen wollte, ohne selbst ins Kreuzfeuer der Ermittlungen zu geraten? Dafür spräche, dass bei einem islamischen Hintergrund der Täter auch wollte, dass der Hintergrund deutlich wird. Dagegen spräche, dass er auf diese Weise einen Mitmoslem in arge Schwierigkeiten brächte.

Allerdings hat der Verdächtige sich früher bereits nach anfänglicher Begeisterung vom Krieg in Syrien distanziert gehabt ... Vielleicht ist er ja ein Verräter an der "Heiligen Sache"? Er könnte natürlich auch tatsächlich mit in die Angelegenheit verwickelt sein und den Perso als stellvertretendes Selbstmord-Accessoir zurückgelassen haben, nichts ist unmöglich.

Es könnte natürlich auch jemand ganz anderes gewesen sein. Aber wer? Und warum?

Ja, mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Was sich daraus für ein Thriller schreiben ließe ... Aber ich weiß nicht, ob ich in der Lage wäre, für so ein garstiges Geflecht tatsächlich so etwas wie ein Happy End zusammenzubasteln. Dafür fehlt mir der politische Weitblick. Vielleicht sollte ich mich, um eines Tages gute Thriller schreiben zu können, mehr mit Politik beschäftigen?

***

Unabhängig davon. Je suis Charlie. Mein Respekt und mein tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden. Ich wünsche ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit und beim Versuch, zu verstehen, was man einfach nicht verstehen kann.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Thrill - aber wie, zur Hölle?

Vielleicht sollte ich diesen Blog umbenennen. Nicht mehr "Aus dem Leben einer Geschichtenerzählerin", sondern "Der Kampf darum, eine Geschichtenerzählerin zu werden". Ich habe gedacht, nachdem ich zehn Jahre lang die handwerklichen Aspekte gelernt und geübt habe, wäre ich langsam so weit. Immerhin kann ich jetzt die Grundlagen von Beschreibung, Charakterentwurf, Dialog, drei oder vier Plotmodelle und auch ein bisschen was über Liebesromane. Ich kann sogar Exposés schreiben und sie machen mir Spaß, und das mögen angeblich die wenigsten meiner Kollegen.

Pustekuchen. Seit zwei Monaten stehe ich da und versuche zu lernen, wie zur Hölle Thriller funktionieren. Nicht, dass ich gleich einen schreiben möchte, aber nachdem bisher bei jedem Roman von einigen Lesern angemerkt wurde, dass der Stil zwar klasse sei, aber insgesamt zu wenig passiert ... Das bezieht sich garantiert nicht nur auf einen Mangel an Erotikszenen. Wenn ich meine bisherigen Veröffentlichungen selbstkritisch prüfe, finde ich dort Einiges, wo mehr Konflikt, härtere Konflikte und mehr äußere Gefahren hineingekonnt hätten.

Meine Sensei hat mir vor fast einem Jahrzehnt beigebracht, dass "spannend schreiben" sich auf den Stil und nicht auf den Inhalt beziehen soll. In vieler Hinsicht hat sie recht und ich habe von ihr viele, viele Details gelernt, denen ich es heute verdanke, dass sich meine Romane halbwegs flüssig lesen.

Vielleicht habe ich jetzt den Punkt erreicht, an dem ich diese Empfehlung wieder relativieren muss. Seit zwei Monaten denke ich darüber nach, wie man "spannend" schreibt, indem man spannende Inhalte generiert. Ich habe Kolleginnen dazu gefragt. Wir haben uns über Hass, Antagonisten, Gefahren ausgetauscht. Ich habe Bücher und noch mehr Bücher dazu gekauft, arbeite mich hindurch und habe nebenbei ein hochspannendes Sachbuch über Psychopathen gelesen. Ich habe meine Lieblingsbücher darauf abgeklopft, wie die neu gelernten Merkmale dort angewendet werden. An Weihnachten habe ich meiner Mutter erzählt, dass ich Angst davor habe, nie zu lernen, wie sich das alles zusammenfügt." Sie grinste breit und sagte "Stimmt, vielleicht schaffst du das wirklich nicht."

Es hilft mir immer, wenn sie mich zum Lachen bringt.

Jeder, der glaubt, Schreiben sei in erster Linie Inspiration und Genie, irrt. Es ist ein Handwerk, in dem ich eines Tages zur Meisterin aufsteigen will. Aber irgendwie ... Je mehr ich lerne, desto weniger kann ich.

Dienstag, 6. Januar 2015

Was ist eigentlich Erotikliteratur?

Neulich fragte mich eine Kollegin, ob ich eine Sexszene aus ihrem Buch lesen und ihr Feedback geben könnte, weil die Szene nicht genug prickeln würde. Ich las sie durch und stellte fest, dass die Szene im Grunde nichts mit dem Konflikt zwischen den Figuren zu tun hat. Ihr Buch entwickelte sich klasse, die Konflikte waren besser als alles, was ich schreiben kann, aber für die Sexszene nahm sie das alles weg und es gab den perfekten Sex zwischen den beiden Liebenden. Eine Auszeit für den Leser, um Luft zu holen - und mit der Hand in die Hose zu wandern? Keine Ahnung.

Wir diskutierten darüber. Es ist nämlich ein offenes Geheimnis, dass es in einem Liebesroman ein bestimmtes Pensum an Erotik geben muss. Ich werde hier keine Illusionen zerstören, indem ich das mathematisch aufdrösele. Allerdings zerstörte bei mir das bloße Wissen darum, dass man es mathematisch aufschlüsseln kann, für mich einigen Lesespaß. Selbst schuld, liebe Leserin, warum liest du dir das hier auch durch? Aber das hier ist auch kein Blog übers Lesen, sondern einer darüber, was es bedeutet, Geschichtenerzählerin zu sein.

"Heißt das, der Konflikt zwischen den Liebenden muss auch in den Sexszenen zu spüren sein?", fragte sie mich. "Eigentlich logisch." Geschrieben hatte sie die Szene nämlich nicht zuletzt wegen den mathematischen Aufschlüsselungen über die Menge an Sex und Verlangen in ihrem Genre.

"Nee", sagte ich. "Also, es kommt drauf an, wen du fragst. Wenn du mich fragst, dann ist die Antwort ganz einfach. Die Szene muss den Konflikt voranbringen. Sie muss Konflikte haben. Wenn alles perfekt abläuft, ist es doch vom erzählerischen Aspekt her total langweilig ..."

Wir haben eine Weile darüber geredet. Nach Beispielen für gute Szenen gesucht, in denen Konflikte mitspielen. Ganz wohl war mir aber nicht, weil ich oft von Lesern höre, dass "nicht genug passiert", was ich übersetze mit "nicht genug Porno". Anscheinend gibt es auf der Leserseite sehr wohl die Erwartung, dass zumindest in einem Erotikroman eben jede Menge inspirierender Sex vorkommen muss. Das sehe ich ja auch so - aber führt der Weg dahin nicht eben auch über die Versuche, bei denen es nicht so gut klappt, wo es hakt, wo Menschen einfach menschlich sind und reagieren?

Am Ende war meine Kollegin fast von meiner Ausgangsthese überzeugt, während ich sie fast verworfen habe. Das passiert mir oft in guten Gesprächen. Denn wenn ich Leserin wäre, und ich kaufe etwas, wo Erotik draufsteht, dann will ich auch etwas, was prickelt. Am besten durchgehend.

Wie so oft bei meinen Schreibproblemen habe ich keine Lösung gefunden. Aber das Romanprojekt, an dem ich aktuell schreibe, wird auf jeden Fall viel nackte Haut haben. Das ist fundamental, immerhin geht es um einen Pakt mit dem Teufel, ewige Jugend und Schönheit - und die Macht, während des Sex' in den Geist anderer einzudringen, ihnen Lebensenergie zu stehlen und ihre Gedanken zu beeinflussen. "Love with the Devil" soll der Spaß heißen und noch in diesem Jahr als Trilogie bei bookshouse erscheinen. Dadurch, dass während der Sexszenen oft eben auch Magie gewirkt wird, habe ich meine Konflikte, die mir als Erzählerin wichtig sind. Und obwohl sicher nicht immer alles super perfekt verläuft in den Schlafzimmern meiner Helden, wird es auch genug Sex geben, der einfach nur Bombe ist und vom Hocker haut. Zumindest soll es wo wirken. "Teuflischer Porno" ist mein Arbeitstitel. Und ich muss sagen, es macht mir beim Schreiben wirklich Spaß. Nachdem ich jetzt bei zwei Kurzromanen bei den Dreisternekritiken immer wieder den Punkt hatte "Es passiert nicht genug", hoffe ich, dass die Leser dieses Mal sowohl in Bezug auf sexuelle Action wie auch auf sonstige Spannung, Gefahr und Intrigen voll und ganz auf ihre Kosten kommen.

Mit diesen Hintergedanken bin ich meinen Titel "Tanzen heißt Hingabe", der schon im Februar erscheint, noch einmal durchgegangen. Da passiert definitiv genug. Allerdings ist die Erotik dort eher von der SM-Sorte, hoffentlich enttäusche ich damit niemanden, der Soft-SM á la Shades of Grey erwartet?

Erotikliteratur. Bisher habe ich noch keine gute Antwort auf die Frage gefunden, was das eigentlich ist. Vielleicht liegt das daran, dass ich in dem Genre bisher hauptsächlich die Kurzgeschichten kenne, die in den Schlagzeilen erscheinen. Angeblich gibt es neben der Geschichte der O noch weitere richtig gute Werke französischer Autoren. Mal sehen. Wenn ich mehr darüber herausfinde, schreibe ich dazu sicher noch mehr hier. Der Blog soll ja von meinem Weg erzählen, auf dem ich nach Wegen suche, als Erzählerin eines Tages wirklich gut zu werden. Eines sehr fernen Tages, wie mir scheint. Aber der Weg ist das Ziel.


Dienstag, 18. November 2014

Was man beim Kartenlegen über das Geschichtenerzählen lernen kann

Am Wochenende habe ich mich im Larp, also in einer gespielten Fantasy-Welt, als Kartenlegerin versucht. Das Kartenlegen ist eine ganz eigene Form des Geschichtenerzählens, aus der man viel lernen kann, wenn man sich darauf einlässt. Natürlich muss man seine Karten und ihre fünf bis sieben Bedeutungen plus die Bedeutungen der umgedrehten Karten kennen und eine ungefähre Ahnung von Legesystemen haben. Und natürlich muss man auch hier die Leute dazu kriegen, dass sie überhaupt wollen, dass man ihnen die Karten legt. Immerhin sollen sie (Spiel-)Geld dafür bezahlen. Genauso, wie sie im richtigen Leben Geld für die Bücher bezahlen sollen, die ich schreibe, damit ich einen weiteren Monat lang meine Miete bezahlen und trotzdem am nächsten Buch arbeiten kann.

In einer Fantasy-Welt müsste es allgemein viele Geschichtenerzähler geben, aber das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Leute wollen einfach nicht zuhören. Tja. Ist das jetzt der Fehler der Zuhörer oder der Fehler der Erzähler?

 Mir sind einige Leute begegnet, die mir erzählten, dass sie einen hauptberuflichen Geschichtenerzähler spielen wollten. Manche von ihnen haben Märchen und Legenden auswendig gelernt (was gut ist, denn wenn man beim Erzählen stockt und die Sprache unterbricht, ist das ganz böse und reißt die Zuhörer raus). Aber sie können erst mal „nur“ diese Erzählung und Legende, sie passen sie nicht ans Publikum an, flirten nicht mit den Zuhörern und bringen sie nicht dazu, zu glauben, dass diese Geschichte in Wahrheit von ihnen handelt. Es ist schwer, da die Kultur der mündlichen Geschichten in unserer Kultur fast ausgestorben ist. Ich fürchte, ich muss da auch noch viel lernen – und ich habe keine Ahnung, bei wem ich das könnte.

Bei manchen Spielern in der Fantasywelt ist es noch schlimmer. Die wollen keine Geschichten erzählen, um ihr Publikum zu unterhalten, sondern ihre eigene Geschichte loswerden, damit das Publikum sie (also den Erzähler) toll findet. Bei den mündlichen Geschichtenerzählern agieren solche Leute für mein Empfinden auf der gleichen Ebene wie beim geschriebenen Wort mit den Möchte-gern-Autoren. Leute wie der Manager ohne Freundin mit tausend Überstunden und einem beschissenen, langweiligen Leben, der ein Buch über einen Manager ohne Freundin mit tausend Überstunden und einem beschissenen, langweiligen Leben schreiben möchte, in dem plötzlich „etwas (nicht näher Definiertes) ganz Spannendes“ passiert, die beim Schreiben aber nicht über die ersten zehn Seiten hinausgelangen.

Am vergangenen Wochenende habe ich entdeckt, dass das Legen von Tarotkarten in der Fantasywelt eine Nische ausfüllt, in der man Leute für ganz spezielle Geschichten begeistern kann. Diese Erzählungen handeln nicht von mir, Jana Feuerbach und Autorin, oder von Dingen, die mir wichtig sind. Stattdessen erzählen die gelegten Karten von der Person, die mir gegenüber setzt. Die Zuhörerin bekommt ihre eigene Geschichte erzählt, und ich bin gut genug, um die spannenden Punkte in dieser Geschichte zu finden und sie so zu erzählen, dass mein Gegenüber bei seiner oder ihrer eigenen Geschichte mitfiebert. Ich hoffe jedenfalls, dass ich gut genug bin. Widerspruch bitte unten in die Kommentare, Schweigen werte ich als Zustimmung.

Das Kartenlegen ist eines der besten Trainings für eine angehende Geschichtenerzählerin, das ich mir ich vorstellen kann. Ein fremder Mensch kommt und setzt sich zu mir an den Tisch, um eine Geschichte zu hören, die ich exklusiv für ihn erzähle. Ich weiß nicht mehr über ihn als das, was ich sehe. Seine Augenbewegungen, seine Körpersprache, sein Zusammenzucken. Ich wechsele ein paar Worte mit ihm, frage nach dem Namen und nach den Dingen, die er wissen möchte. Dann kommt das Ritual und Bla-bla des Kartenmischens. All das dient dafür, ein Gefühl für den Menschen zu bekommen. (Nein, ich glaube nicht daran, dass Papierkarten mit bunten Bildern tatsächlich magisch sein könnten. Aber man kann mit ihnen gute Geschichten erzählen.)

Bevor ich das erste Bild aufdecke, mache ich mit meinen Karten das Outlining für eine Geschichte. Im einfachsten Fall sind es fünf Karten. Protagonist (mein Gegenüber) in der Gegenwart, Protagonist in der Vergangenheit, Protagonist in der Zukunft. Schädigende Einflüsse, positive Einflüsse. Wenn jemand mehr bezahlt und ein komplexeres Bild will, umso besser – als angehendes Schriftstellerlein bin ich hoffentlich in der Lage, aus einer Fragestellung und einem Konflikt ein Storyboard zu entwickeln. Ein solches Outlining hat bereits vor dem ersten Bild all das, was ich auch für einen Roman brauche. Eine Figur mit einer Vorgeschichte und einer Zukunft, in die reisen wird. Dinge im Umfeld oder in ihrem Innern, die sie hemmen und ihr Steine in den Weg legen. Außerdem gibt es Facetten und Bereiche, die sie voranbringen.

Auch ohne die erste Karte umgedreht zu haben, weiß ich nach einem solchen Outlining bereits, dass es eine gute Geschichte ergeben wird. Sie hat einen Helden, der nicht statisch ist und der Ecken und Kanten besitzt (den realen Menschen, für den die Karten gelegt werden). Die Erzählung hat eine Vorgeschichte, die zur Gegenwart führte, und sie bietet Ausblicke in die Zukunft, die bitte schön gut sein sollen, denn jeder Leser oder Zuhörer mag ein Happy End. Und sie hat Hindernisse, Widersprüche und Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen, um das Happy End zu finden. Schließlich soll es realistisch sein. Man will dafür kämpfen. Wenn es einfach vom Himmel platscht, ist es nichts wert.

Versuche nicht, der Figur, dem Menschen, der dir gegenüber sitzt, also deinem Zuhörer, Vorschriften zu machen und ihn in bestimmte Richtungen zu drängeln! Menschen sind nicht blöd. Sie merken, wenn man versucht, sie zu manipulieren, sie beschummelt oder ihnen ein Weltbild aufzwingen will. Respekt ist eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben, finde ich. Ganz unterschiedliche Leute kamen im Verlauf des Abends zu mir. Jeder von ihnen ist einzigartig. Seine Probleme haben damit zu tun, dass er eben ist, wer und was er ist. Auch die Wege zur Lösung resultieren aus seiner eigenen Persönlichkeit und nicht aus dem, was ich ihm vielleicht wünschen oder empfehlen würde.

Das war mein Wochenende als Kartenlegerin im Larp. Es war ein klasse Training darin, mit fast null Vorbereitungszeit und null Vorwissen durch ein sauberes Plotten (äh, Kartenbild) Geschichten zu improvisieren, die – genau, die von den Menschen handelten, die mir gegenüber saßen.

Damit schließe ich meinen Bogen und kehre zurück zum Anfang, was beim Lesen normalerweise ein Gefühl von Stimmigkeit und Rundheit erzeugt. Ich habe eine Lektion für mich gelernt, die du gern für dich ebenfalls übernehmen darfst. Wenn du Geschichten erzählen willst, erzähle sie wie eine Kartenlegerin, nicht wie ein Redner im Parlament. Erzähle den Leuten die Geschichten, die sie hören wollen, und erzähle sie so, dass sie sich darin wiederfinden. Erinnere sie daran, was gerade sie zu einem ganz besonderen Menschen macht – denn das vergessen die Leute so gern, und das finde ich schade. Deine Worte sollen entrücken, verzaubern, verstören – und am Ende mit einem neuen Gefühl von Hoffnung und Tatendrang zurück in diese Welt führen.

Mache es nicht wie der Manager mit dem langweiligen Leben, der seinen Alltag aufschreibt und für den Anfang einer hochspannenden Geschichte hält. Geschichten funktionieren anders. Aber wenn dieser Typ dir eines Tages über den Weg läuft, vielleicht auf der anderen Seite eines Tarot-Bildes, vielleicht auch am Lagerfeuer unter den Sternen oder in der U-Bahn oder als Romanfigur oder als Leser … erzähle ihm eine Geschichte, die von ihm selbst handelt und in der er sich wiederfindet. Wenn du dein Handwerk gut gelernt hast, wird diese Geschichte spannender sein als alles, was er sich hätte ausdenken können. Vielleicht wird sein Leben danach tatsächlich etwas spannender verlaufen?


Das ist Magie, die tiefer geht als alle bunten Bilder, die auf Kartenpapier gedruckt sind. Und an diese Magie glaube ich.

Dienstag, 11. November 2014

Mein erster Post

Seit Wochen, ach was, seit Monaten, habe ich diesen Blog. Ich plane, in ihm zu schreiben. Ich nehme mir vor, mir Texte auszudenken, die jeden Leser vom Hocker hauen. In meinen Büchern kann ich das ja. Zumindest manchmal, wenn ich einen guten Tag habe, die Muse mir lächelt und der Leser in der richtigen Stimmung dafür ist. Ein Blog ... der müsste noch viel besser werden. Ich weiß es genau.

Meine Freundinnen haben gesagt, ich soll es tun. Ich habe gesagt, ich will es tun. Früher habe ich viel gebloggt, aber da ging es um mein Privatleben. Liebe, Sex, Verlassenwerden und der ganze Klimbim. Ich hatte viele Follower, die sich mit mir gefreut haben, als ich endlich mein Happy End fand. Eine Zeitlang habe ich überlegt, ob ich diesen privaten Blog einfach fortsetzen möchte. Aber ... nein. Da standen teilweise sehr, sehr private Dinge über mich. Und auch, wenn ich es liebe, über Sex und Co zu schreiben, besonders über die uralte Frage, warum zwei Leute Sex haben (Liebe ... hah!) oder sich gegenseitig hauen (BDSM macht mir besonders viel Spaß) ... Nein. Das sind Bücher. Geschichten, die ich mir mehr oder minder ausgedacht habe und wo sich jeder selbst ausmalen kann, bis zu welchem Punkt sie durch reale Ereignisse inspiriert sind.

Warum sagen meine Freundinnen, dass ich bloggen soll?

Es sind Freundinnen, die wie ich total gern schreiben. Anders als ich haben sie noch keine Bücher bei Verlagen untergebracht, nur Kurzgeschichten - aber es sind tolle Mädels und ich bin sicher, dass sie es früher oder später schaffen werden. Eher früher. Sie sind talentiert, begeistert und ich glaube, dass sie es viel schneller ganz nach oben schaffen als ich, sie sind nämlich viel besser.

Sie sagen: Jana, es gibt viele Menschen, die davon träumen, Bücher zu schreiben. Autorin zu sein. Ihren alten Job hinzuschmeißen, egal, ob es Sicherheit bietet oder nicht, Und ich, Jana Feuerbach, ich habe diesen Traum verwirklicht. Ich bin jetzt selbstständig und schreibe Bücher. Den ganzen Tag. Ich habe noch eine Hintertür, durch die ich in meinen alten Job zurückkönnte, wenn alle Stricke reißen - aber ich hasse es, zu scheitern.

Und davon, was es bedeutet, so eine Hungertuch-Autorin zu sein, die sich ihre Drinks von ihren Freundinnen schnorrt und im Gegenzug dafür ihre Texte Korrektur liest, ähm, zermessert, davon soll dieser Blog handeln. Bisher habe ich mich nicht rangetraut. Vielleicht war es mir zu peinlich, dass ich noch gar kein Geld verdient habe, nachdem es mir im alten Job finanziell richtig gut ging. Aber ... Irgendwann muss man anfangen. Hier. Jetzt. Heute. Es kann sich nur noch um Jahre handeln, bis ich erfolgreich genug bin für die eigene Villa in einem schönen Bezirk von Hamburg. Jedenfalls kann ich davon träumen.

So. Der erste Beitrag ist geschrieben. Total konfus und verwirrend. Es erinnert mich an die Vorarbeiten zu einem Roman, da steigt auch nie jemand außer mir durch. Wenn du ein Schreiberling bist, der sich hierher verirrt hat, weil er davon träumt, eines Tages so erfolgreich wie die große Jana Feuerbach zu werden (soll heißen, kein Geld mehr für alkoholfreie Cocktails zu haben), dann ... wirst du hier hoffentlich jede Menge toller Tipps dafür finden, wie man mit wenig bis gar keinem Geld zurechtkommt. Das ist es nämlich, was schriftstellerische Selbstständigkeit am Anfang bedeutet. Und wenn du ein Leser bist, dem ein Text von mir gut genug gefallen hat, um sich hierhin zu verirren (ich kann es mir kaum vorstellen, ich bin immer so selbstkritisch) - Herzlich willkommen bei Jana Feuerbach, der besten, hübschesten und großartigsten Schriftstellerin in Deutschland. Ähem. Nein, das klingt doof und entspricht vor allem nicht der Realität. Für hübsch bin ich viel zu dick und ich kriege auch schon Falten. Außerdem sind meine Bücher bloß Glückstreffer, die zufällig so werden, dass sie einigen Leuten gefallen, das kann ich mir nicht auf meine Kappe schreiben. Wenn die Texte wirklich gut werden, sitze ich ohnehin nur daneben, sehe meinen Fingern beim Schreiben zu und schmiere meine Unterarme hinterher mit Voltaren ein. Wie also soll ich mich nennen? Geschichtenerzählerin? Herzlich willkommen bei Jana Feuerbach, Geschichtenerzählerin in Ausbildung. Klingt das besser?

Irgendwie schon.

Also dann. Aus dem Leben einer Geschichtenerzählerin. Herzlich willkommen.